Archiv der Kategorie: Kräuter

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 15. August 2014

Maria Himmelfahrt – KräuterweiheSAMSUNG CSC

Maria Himmelfahrt ist das älteste Marienfest, das seit dem 5. Jahrhundert, in manchen Gegenden bis heute, gefeiert wird. Auch bei diesem Fest wurde ein uraltes Ritual aus vorchristlicher Zeit, welches dem Volk nicht auszutreiben war, in ein christliches Fest umgewandelt. Es ist das Ritual des Kräutersammelns und Segnens, weswegen das Marienfest in einigen Gegenden auch nur Würzelbuschweihe oder Kräuterweihtag genannt wird. Die heidnischen Göttinnen wurden gegen die Gottesmutter Maria eingetauscht. Der 15. August fällt in die sogenannte Zeit der Frauendreißiger, die mit ihm beginnen und bis zum 13. September andauern. Kräuter, in dieser Zeit gesammelt, gelten als besonders heilkräftig,  und stellen zusammen mit Johanni die wichtigste Kräutersammelzeit im Jahreskreis dar. Ihre Heilkraft wurde und wird durch die Segnung der Gottheiten, bzw. Marias noch unterstützt.

Gesammelt wird am Tag vor Maria Himmelfahrt, früher auch am Donnerstag davor, dem Tag, der dem Wettergott Donar geweiht war. Die beste Uhrzeit ist 11 Uhr morgens oder 17  Uhr nachmittags bei Sonnenschein, da dann die Kräuter ihre größte Heilkraft besitzen, geerntet wird ohne Messer ( unedle Metalle ). Die Anzahl der Kräuter reicht von 7 bis 99 und sollte auf jeden Fall eine magische Zahl darstellen. Die Art der Kräuter ist, je nach Gegend, verschieden. Früher sammelte man nur wildwachsende Pflanzen, heute sind auch die mediterranen Kräuter wie Salbei, Wermut oder Lavendel, andere Gartenpflanzen,  Zwiebeln und Knoblauch, Rose und verschiedene Getreidesorten enthalten.  Nach dem Sammeln werden die Pflanzen zu einem Kräuterbuschen gebunden und geweiht.

Die im Weihbusch enthaltenen Pflanzen dienten und dienen für alle Lebenslagen und mussten bis zum neuen Jahr halten. Bestimmte Pflanzen, wie zum Beispiel die Königskerze, dienten als Wetterkräuter. Sie wurden auf dem Dachboden und im Stall aufgehängt um Haus und Hof, Mensch und Vieh vor Gewitter, Feuer und Hagel zu beschützen. Teile des Kräuterbuschen in ein Leinensäckchen genäht und ins Ehebett gelegt, versprachen eine glückliche Ehe. Kindersegen schenkten die reifen Brennnesselsamen, die die ihnen innewohnende Feuerkraft, den Lenden zu schenken vermag. Kranke bekamen entsprechend ihrer Krankheit den richtigen Kräutertee, Frauen benutzten bestimmte Pflanzen als Periodenkräuter oder auch als Abtreibungsmittel, und auch den Toten legte man noch ein Zweiglein in den Sarg. Wenn dann die Raunächte zwischen dem Luzientag und Dreikönig kamen, war auf jeden Fall noch etwas von dem Kräuterbuschen vorhanden, welcher dann verräuchert wurde.

 

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 21. Juni 2014

A. Singer - Opperskalski

A. Singer – Opperskalski

Holunder – Holler – Ellhorn     I

„Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte, jeder segensvoll.“

Ähnlich wie die Rose, begleitet der Holunder die Menschen, seit es sie gibt, als eine der ältesten magischen Heilpflanzen. Aus archäologischen Funden weiß man, dass er schon in der Altsteinzeit Verwendung fand. Wie die Rose, steht auch er für alle Aspekte des Lebens. Für Diesseits und Jenseits, für Leben und Tod, von der Wiege bis zur Bahre, für den endlosen Kreislauf vom Kommen und Gehen. Diese Polarität können wir beim Betrachten seiner Signaturen beobachten. Die  Äste eines älteren Holunders, deren Rinde fast greisenhaft anmutet, stehen im Gegensatz zu den frischen, grünen Trieben, die im Frühjahr explosionsartig empor wachsen. Genauso wie die verschwenderische, nach oben schauende Blüte, die einen süßlichen Duft verströmt und die schweren, nach unten hängenden, fast schwarzen, säuerlichen Beeren im Herbst.

Als heiliger Schutz- und Schwellenbaum durfte ( darf ) er an keinem Haus fehlen, denn er war ( ist ) der Wohnort der Naturwesen, Seelen und Gottheiten. Vor allem ist er das Reich der germanischen Göttin Holla oder Hel, einer archaischen Göttin, die unter verschiedenen Namen, in jedem Volk vorkommt. Sie symbolisiert als dreifache Göttin alle Zyklen des Menschen und der Natur. Wir kennen Frau Holle vor allem aus dem Märchen der Gebrüder Grimm. Als alte, weise und holde Frau zeigt sie den beiden Mädchen, die durch den Brunnenschacht in die Anderswelt gefallen sind, den Sinn des Lebens auf. Diejenige die bereit ist das Richtige, zum richtigen Zeitpunkt zu tun, wie die reifen Äpfel zu pflücken, das gebackene Brot aus dem Ofen zu nehmen und die Erde mit Schnee zu versorgen, wird geistig geläutert und, beim neuen Eintritt in das Leben auf der Erde, mit Gold belohnt. Diejenige, die diese Arbeiten nur widerwillig oder gar nicht verrichtet, wird mit Pech belohnt, das an ihr klebt und sie an den Verstrickungen des Schicksals festhält. So zeigt das Märchen der Frau Holle die große Schule des Lebens auf und macht den Holunder zum Symbol für geistige Entwicklung, hin zum höchsten Ziel des Menschen.

Als Perchta ist die Holla die Totengöttin, weswegen der Holler in alten Totenkulten schon immer eine große Rolle spielte. So gehörte das Holz des Holunder zu den Bestattungshölzern der Germanen und Kelten. Die Friesen begruben ihre Toten unter dem Ellhorn, nahe beim Haus, denn im „Sippenbaum“ fanden die Seelen der Verstorbenen Platz und blieben so ein Teil der Familie. Auch ermöglichte der Holunder, als Schwellenbaum, Kontakt zur Anderswelt. Hier konnte man die Seelen der Ahnen um Rat fragen. Deshalb wurde ihnen unter dem Baum Milch, Brot und Bier hingestellt, oder, als symbolischer Teil des Ganzen, abgeschnittene Nägel, Haare und Zähne geopfert. An vielen Orten gab es Bräuche an denen der Sarg mit einer Holundergerte ausgemessen wurde, der Kutscher des Leichenwagens eine Holunderrute benutzte, dem Leichnam ein Kreuz aus Holunderholz mit in den Sarg gelegt wurde oder selbiges auf das frische Grab gesteckt wurde. Schlug dieser Zweig frisch aus, galt dies als Zeichen seiner Seligwerdung.

Als dreifache Göttin half Frau Holle nicht nur den Toten, sondern auch jenen, die ins diesseitige Leben zurückkehrten. Also wurde der Holunder auch mit Sexualität und Geburt in Verbindung gebracht.

„Petersilie, Suppenkraut wächst in meinem Garten. ( Name des Mädchens ) ist die Braut, soll nicht länger warten. Hinter einem Holderbusch gab sie ihrem Schatz´ nen Kuss. Roter Wein, weißer Wein, morgen soll die Hochzeit sein.“

So konnten heiratswillige Mädchen den Holler durch Schütteln befragen, aus welcher Richtung ihr Zukünftiger käme. Auch glaubte man, Frau Holle würde die Menschenseelen für eine neue Geburt von einem Storch zu einem Geburtsbrunnen oder Holunder bringen lassen, wo sie dann, wenn die zukünftige Mutter das Wasser schöpft oder den Baum berührt, in ihren Schoß huschen können. Auch konnte die Göttin im Holunder beschworen werden, um die Liebe eines Mannes zu gewinnen. Als Geburtsbaum verehrt, holten sich Schwangere bei ihm durch Berührung die Güte der Holle und Ahnen.

 

 

 

 

 

 

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 03. April 2014

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„Unkraut“

Welche Freude, wenn im Frühjahr, alles was wir im Jahr zuvor gepflanzt haben, wieder zu sprießen, wachsen und blühen beginnt. Wäre da nicht dieses schreckliche Unkraut, welches sich, gleichermaßen wie unsere „guten“ Pflanzen, ausbreitet. Da gibt es so einige Gärtner, deren Garten so sauber und gepflegt sein soll wie ihr Wohnzimmer. Für sie ist es eine Qual, wenn sie einen Nachbarn haben, in dessen Garten sich der Löwenzahn ausbreiten, und, oh Schreck, dann auch noch aussamen darf.  Andere treibt der Giersch, auch Geissfuss genannt, an den Rande des Wahnsinns.  Ihm kann man selbst mit dem stärksten Gift nicht zu Leibe rücken. Dank seiner Robustheit und starken Ausbreitungsdrangs kann er in kürzester Zeit viele Quadratmeter unseres schönen Gartens erobern.

Aber, halten wir kurz inne. Gibt es überhaupt Unkraut ? Ist Unkraut nicht vielmehr eine Wortschöpfung unsererseits, mit der wir alle Pflanzen versehen, die wir nicht in unseren Garten  haben wollen ? Sind es nicht Pflanzen, mit denen sich die Natur in unseren Garten einmischt, in dem schließlich wir der Herr oder die Herrin sind? Botanisch gesehen gibt es die Pflanzengattung Unkraut jedenfalls nicht. Das, was wir als „Unkraut“ bezeichnen, sind meist krautige Pflanzen die zur natürlichen Flora einer Region gehören und die, weil sie zu der Region mit ihren bestimmten klimatischen Verhältnissen gut passen, wunderbar gedeihen können.

Für unsere Vorfahren waren diese Pflanzen überlebens notwendig. Im Gegensatz zu unserer heutigen Zivilisation hatten die Menschen noch keine Industrie, die ihnen Lebensmittel produzierte oder im Winter aus fernen Ländern importierte. Auch gab es keine pharmazeutische Industrie, die sie mit Medizin heilte oder mit Nahrungsergänzungsmitteln gesund erhielt. Unseren Ahnen dienten diese Pflanzen als sogenanntes Wildgemüse zu Nahrungszwecken und als Wildkräuter fanden sie für medizinische Zwecke Anwendung.  Die Heilkundigen der Kelten, Germanen, Slaven und Indianer schauten es dem Bären ab, der als meisterhafter Kräuterkenner gilt. Wenn er aus seinem Winterschlaf erwacht und aus seiner Höhle kriecht, bedient er sich bei der Natur mit allerlei Kräutern, die seinen geschwächten Körper wieder auf Touren bringen.

Natürlich geht es bei uns Menschen der Zivilisation nicht mehr darum nach dem Winter Mängel auszugleichen. Wir leben im Überfluss und mästen uns eher. Doch gerade bei diesem „Zuviel“ können uns auch heute noch diese Wildpflanzen große Helfer sein. Ihre Inhaltsstoffe stärken unser Immunsystem und bringen unseren Stoffwechsel und Kreislauf wieder in Schwung. Was für ein Glück also, wenn sie in unserem Garten wachsen und wir sie nicht für viel Geld in Reformhäusern oder Apotheken kaufen müssen. Also beim nächsten Gang in den Garten vielleicht dann doch mal innehalten mit dem „Unkraut“ Zupfen  und dafür lieber einige Blätter Löwenzahn, Giersch oder Brennnessel ernten und zu Salat oder Kräutersuppe verarbeiten.