Archiv der Kategorie: Leben mit dem Jahreskreis

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 02. Februar 2015

Schneeglöckchen 2

A.Singer-Opperskalski

Lichtmess – Imbolc

Anfang Februar feiern wir Lichtmess. Es markiert das Ende der Weihnachtszeit, einer Zeit des Rückzugs, der Dunkelheit und Stille. Bis heute lässt man in einigen ländlichen Gegenden den Christbaum bis zum 02. Februar stehen. Wenn dann aber die Tage wieder merklich länger werden, muss der Weihnachtsschmuck endgültig weichen. Mit Lichtmess beginnt im Jahreskreis die Zeit des Wechsels, der Reinigung und des Neuanfangs. Bei den Kelten hieß das Fest Imbolc, was soviel bedeutet wie Reinigung, wie auch der Monatsname Februar  vom lateinischen“ februa“  (= Reinigungsmittel ) abgeleitet ist. Auch wenn es draußen noch stürmt und schneit, jetzt bemerkt man die Rückkehr des Lichts. In die Bäume steigen die Säfte, so manches Schneeglöckchen spitzelt aus dem Schnee und die Lämmer werden geboren.

Bei den Kelten war es die Licht- und Frühjahrsgöttin Brigid oder Birgit, die jetzt wieder zurückkehrt. Auf einem Hirsch reitend erweckt sie die Natur, bringt die Gewässer und die Lebenssäfte der Menschen zum Fließen . Ihre Wiederkehr, später bei den Christen die Mariens, wurde durch das Schneeglöckchen angekündigt. Ihr Baum war die Birke, die für Neuanfang und Reinigung steht. Bis heute wird sie für den äußeren und inneren „Frühjahrsputz“ benutzt. So fegt man nach der dunklen Zeit den Schmutz mit Birkenruten fort, oder schlägt nach reinigenden Schwitzbädern den Körper mit Birkenruten ab. Ihre Bedeutung in der Naturheilkunde als reinigende, entschlackende Heilpflanze, in Form von Tee, Saft, Met, Extrakt oder Öl ist unumstritten.

Auch für den Bären und andere Tiere, die Winterschlaf halten, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen aus ihrer Höhle zu kriechen. Für die Kelten war sein Verhalten Orakel für das bevorstehende Wetter.  “ Zu Lichtmess schön und Sonnenschein , der Bär muss noch 6 Wochen in die Höhle rein.“   So glaubte man, dass sich der Bär, wenn es ihm zu hell ist, bis zum Frühlingsanfang wieder in seine Höhle zurück zöge. Die gleiche Bedeutung hat bis heute der am 2. Februar stattfindende Murmeltiertag.

Beide, die Lichtjungfrau Brigid und Meister Petz, begegnen uns in dem Märchen von „Schneeweißchen und Rosenrot“. Die Mutter der beiden, welche Frau Holle verkörpert, hatte vor dem Bär keine Angst, da sie um seine wahre Natur wusste. Deshalb bot sie ihm während des kalten Winters Obdach.  Als er sich dann beim Verlassen seines Winterquartiers, um seine Schätze vor einem bösen Zwerg zu hüten,  an einem Türhaken einen Teil seines Fells aufriss, leuchtete das goldene Licht aus seinem Inneren hervor. Die beiden Mädchen, die beide Brigid verkörpern, treffen später im Wald wieder auf den Bären und den Zwerg. Da der Zwerg um sein Leben bangt und deshalb die Mädchen zum Essen anbietet, wird er von dem Bären erschlagen. Alsbald verwandelt sich der Bär in einen König, und Schneeweißchen und der leuchtende Jüngling halten Hochzeit.

Der Sinn dieser Zeit ab Lichtmess – Wechsel, Reinigung und Neubeginn – war und ist Programm für viele Sitten und Gebräuche. Mit dem 2. Februar begann das Bauernjahr. Die Spinnstuben wurden geschlossen und erste Vorbereitungen für die bevorstehende Feldarbeit getroffen. Jetzt endete auch das Dienstboten- oder Knechtsjahr, welches, per Handschlag, entweder um ein neues Jahr verlängert oder beendet wurde. Das Gesinde wurde ausbezahlt und manchmal gab es auch ein Paar neue Schuhe für die bevorstehende Arbeit oder Arbeitssuche. Jetzt war und ist die ideale Zeit für eine umfassende Reinigung, den „Frühjahrsputz“, von Mensch, Haus und Hof. So wird in den skandinavischen Ländern zur Reinigung ein Schwitzbad abgehalten und, um den Kreislauf anzuregen, anschließend der Körper mit Birkenreisig abgeklopft. Im Osten nimmt man gar Eisbäder, welche den Kreislauf und die Immunabwehr stärken. Auch Haus und Hof müssen von dem Schmutz der dunklen Zeit befreit werden. Mit einer reinigenden Räucherung vertreibt man dann endgültig alle Krankheitsdämonen. Passendes Räucherwerk sind alle reinigenden Pflanzen wie zum Beispiel Salbei, Wachholder, Beifuß, Fichtenharz und Birke.  Nun da die Dunkelheit und das Alte überwunden, kann wieder die erotische, fruchtbare und ausgelassene, ja närrische Zeit beginnen. Jetzt ist die Zeit der Fastnacht. Das Wort Fastnacht entstammt dem Brauch des „Faselns“, was soviel wie fruchten oder gedeihen bedeutet. Mit ausschweifenden Festen, wilden Treiben und lauten Umzügen werden die Winterdämonen vertrieben, die schlafende Natur aufgeweckt, der Neubeginn und die Fruchtbarkeit gefeiert.

Große Bedeutung hat die Tradition, an Lichtmess Kerzen und Wachs zu weihen. Maria Lichtmess oder Maria Reinigung erinnert an den Tag, an dem Maria, 40 Tage nach der Geburt von Jesus, in den Tempel ging um ein Reinigungsopfer und das Kind darzubringen. Nach jüdischen Gesetz galten Frauen nach der Geburt eines Sohnes 40 Tage lang ( bei einer Tochter 80 Tage ) als unrein und durften so lange den Tempel nicht betreten. Die an diesem Tag geweihten Kerzen werden im darauf folgenden Jahreslauf für besondere Anlässe, wie zum Beispiel Geburt oder Tod, und bei drohenden Unheil schutzmagisch eingesetzt.           

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 15. August 2014

Maria Himmelfahrt – KräuterweiheSAMSUNG CSC

Maria Himmelfahrt ist das älteste Marienfest, das seit dem 5. Jahrhundert, in manchen Gegenden bis heute, gefeiert wird. Auch bei diesem Fest wurde ein uraltes Ritual aus vorchristlicher Zeit, welches dem Volk nicht auszutreiben war, in ein christliches Fest umgewandelt. Es ist das Ritual des Kräutersammelns und Segnens, weswegen das Marienfest in einigen Gegenden auch nur Würzelbuschweihe oder Kräuterweihtag genannt wird. Die heidnischen Göttinnen wurden gegen die Gottesmutter Maria eingetauscht. Der 15. August fällt in die sogenannte Zeit der Frauendreißiger, die mit ihm beginnen und bis zum 13. September andauern. Kräuter, in dieser Zeit gesammelt, gelten als besonders heilkräftig,  und stellen zusammen mit Johanni die wichtigste Kräutersammelzeit im Jahreskreis dar. Ihre Heilkraft wurde und wird durch die Segnung der Gottheiten, bzw. Marias noch unterstützt.

Gesammelt wird am Tag vor Maria Himmelfahrt, früher auch am Donnerstag davor, dem Tag, der dem Wettergott Donar geweiht war. Die beste Uhrzeit ist 11 Uhr morgens oder 17  Uhr nachmittags bei Sonnenschein, da dann die Kräuter ihre größte Heilkraft besitzen, geerntet wird ohne Messer ( unedle Metalle ). Die Anzahl der Kräuter reicht von 7 bis 99 und sollte auf jeden Fall eine magische Zahl darstellen. Die Art der Kräuter ist, je nach Gegend, verschieden. Früher sammelte man nur wildwachsende Pflanzen, heute sind auch die mediterranen Kräuter wie Salbei, Wermut oder Lavendel, andere Gartenpflanzen,  Zwiebeln und Knoblauch, Rose und verschiedene Getreidesorten enthalten.  Nach dem Sammeln werden die Pflanzen zu einem Kräuterbuschen gebunden und geweiht.

Die im Weihbusch enthaltenen Pflanzen dienten und dienen für alle Lebenslagen und mussten bis zum neuen Jahr halten. Bestimmte Pflanzen, wie zum Beispiel die Königskerze, dienten als Wetterkräuter. Sie wurden auf dem Dachboden und im Stall aufgehängt um Haus und Hof, Mensch und Vieh vor Gewitter, Feuer und Hagel zu beschützen. Teile des Kräuterbuschen in ein Leinensäckchen genäht und ins Ehebett gelegt, versprachen eine glückliche Ehe. Kindersegen schenkten die reifen Brennnesselsamen, die die ihnen innewohnende Feuerkraft, den Lenden zu schenken vermag. Kranke bekamen entsprechend ihrer Krankheit den richtigen Kräutertee, Frauen benutzten bestimmte Pflanzen als Periodenkräuter oder auch als Abtreibungsmittel, und auch den Toten legte man noch ein Zweiglein in den Sarg. Wenn dann die Raunächte zwischen dem Luzientag und Dreikönig kamen, war auf jeden Fall noch etwas von dem Kräuterbuschen vorhanden, welcher dann verräuchert wurde.

 

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 30. April 2014

 

Mainacht – Walpurgisnacht – Beltane

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Bild von Hans Baldung Grien

“ Dieser Monat ist ein Kuss, den der Himmel gibt der Erde, dass sie jetzt und seine Braut, künftig eine Mutter werde.“ Friedrich von Logau ( 1604 – 1655 )

In der Nacht vom 30. April zum 01. Mai begehen wir das Fest der Mai- oder Walpurgisnacht. Die Kelten nannten es Beltane und es war eines ihrer wichtigsten Feste im Jahreskreis. Da sie ja, im Gegensatz zu uns, mit dem Mondrhythmus und nicht nach einem starren Kalender lebten, feierten sie Beltane am 5. Vollmond des Jahres. Hier war der Winter, die Zeit der Versenkung, zu Ende. Es begann der Sommer, die Zeit des Wachstums. Die Natur ist nun endgültig erwacht, die Naturgeister schwirren aus, die Sonne hat den Winter besiegt und der Kuckuck verkündet die Wonnezeit. Dieses Fest ist, wie es Herr Storl nennt, der “ Polterabend “ der göttlichen Hochzeit. Der strahlende Sonnengott Belenos feiert die große Vermählung, auch heilige Hochzeit genannt, mit der Blumengöttin Belisama, bei den Germanen Odin und Freya.

In dieser Nacht löschten die Kelten alle Feuer, um bei Sonnenaufgang das sogenannte Beltaine – Notfeuer, bestehend aus neunerlei Holz, mit einem sogenannten Feuerquirl, neu zu entfachen. Entzündet wurden die Feuer auf Kraftplätzen, wie Hügeln oder Waldlichtungen. Das neue Feuer symbolisierte die neue Kraft und verlieh Schutz für den folgenden Sommer. Ausgelassen wurde um die Feuer getanzt oder Paare sprangen, als Zeichen für Fruchtbarkeit, darüber. Auch sollte der Sprung über das Feuer vor Seuchen und Unheil schützen oder Stärke und Reife verleihen.  So wurde auch das Vieh durch das Feuer getrieben, um es vor Krankheit zu schützen.

Eine der wichtigsten Traditionen, die sich bis heute erhalten hat, ist das Aufstellen des Maibaums. Auch er ist mit seinem Phallussymbol, bestehend aus einem Birken- oder Fichtenstamm, und dem bunt geschmückten Blumenkranz an seiner Spitze, Symbol für den empfangenden Schoß, Sinnbild für Fruchtbarkeit. Um ihn tanzte und tanzt man den Reigen in den Mai und berauschte sich mit Bieren oder Weinen, die mit Bilsenkraut und Waldmeister versetzt wurden. Auch wurden von jungen Männern, als Beweis ihrer Gunst, bei jungen, unverheirateten Frauen kleine Maibäume, sogenannte Maien, vor ihrem Haus aufgestellt.                                                                                                                                                                                      Aus Goethes „Faust“ Walpurgisnacht-Szene

  • Mephistopheles ( zu der Alten )
  • Einst hat ich einen wüsten Traum; da sah ich einen gespaltnen Baum, der hatt‘ ein ungeheures Loch; so groß es war, gefiel mir’s doch.
  • Die Alte
  • Ich biete meinen besten Gruß dem Ritter mit dem Pferdefuß! Halt‘ Er einen rechten Pfropf bereit, wenn Er das große Loch nicht scheut.                                                                                   

Wie es zu dem Namen Walpurgisnacht, spätestens seit Goethes Faust gleichgesetzt mit dem Ritt der Hexen auf dem Blocksberg, kam, ist umstritten. Er soll sich ableiten von der heiligen Walpurga, einer englischen Äbtissin ( 710 – 779 ), deren Heiligsprechung am 1. Mai gefeiert wurde. Das freudige, sinnliche und ekstatische Fest der Mainacht in das Kirchenjahr zu integrieren, viel den Christen schwer. Das wilde Treiben der Heiden und Naturwesen wurde zum Hexensabbat degradiert und die heilige Walpurga zur Beschützerin gegen Zauberei. So wurde das Läuten der Glocken, zur Abwehr gegen Hexen, als “ Walpern“ bezeichnet. Auch wurden zum Schutz einige Kräuter anempfohlen. Bärlauchsuppe zur Walpurgisnacht hält die bösen Hexen fern. Oder, wenn man aus der Gundelrebe am Abend gesammelt, nachts einen Kranz daraus gebunden und am Morgen des 1. Mai auf den Kopf gesetzt, so kann man alsdann die Hexen erkennen. Sinnigerweise war Walpurga aber auch die Schutzpatronin der Wöchnerinnen, Bauern, Tiere, gegen Missernten, Seuchen und verschiedene Krankheiten, also alle Belange wofür oder wogegen in der Wapurgisnacht gebeten wurde. Gleichwohl soll es auch eine germanische Göttin Walburga gegeben haben. So ist Walpurga als weiße Frau die Beschützerin vor dem Bösen, auch aber die Anführerin der Hexen, Schamanen und Zauberkundigen.

Bauernregel zu Walburga (13. Mai):                                                                                                             „Wenn sich Sankt Walburgis zeigt, der Birkensaft nach oben steigt“

 

„Über den Gartenzaun geplaudert“ 16. April 2014

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Zeichnung Osterglocken : A. Singer – Opperskalski

Die Bedeutung von Ostern

Wir befinden uns bereits in der Karwoche und Ostern steht vor der Tür. Wie die meisten unserer christlichen Feste, hat auch Ostern seinen Ursprung in der vorchristlichen Zeit. Die Christen legten den Zeitpunkt für  Ostern nach dem gregorianischen Kalender fest. Demnach findet es  am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsanfang statt. Traditionell aber wurde das Jahr entsprechend des Sonnenstandes  gegliedert. Die Sonnenwenden und die Tag- und Nachtgleichen bildeten die vier Kardinalzeiten. Dazwischen wurden die sogenannten „Kreuz – Viertel – Tage“ gelegt. So war der Jahreskreis unterteilt in acht Teile, die entsprechend der Jahreszeit mit Festen und Ritualen begangen wurden.

Ostern ist ursprünglich das Fest der Tag- und Nachtgleiche, dem 20. März, wenn der Tag  genauso viel Stunden zählt wie die Nacht. Es ist die Zeit des Lichts, des Neuanfangs nach der Winterpause, eine sehr kraftvolle Zeit des Erwachens, der Fruchtbarkeit und des Wachstums. Auch wird am Osterfest die zyklische Wiedergeburt, das ewige Rad des Lebens, gefeiert, im Christentum symbolisiert  durch die Auferstehung Jesu. Das Fest Ostara wurde der germanischen Frühlings- oder Vegetationsgöttin Ostara zugeschrieben, die der Hirschgott Cernunnos wachgeküsst haben soll. Ihr ständiger Begleiter soll ein Hase gewesen sein, der nicht nur symbolisch, sondern auch tatsächlich für Fruchtbarkeit steht.

Jahreskreisfeste wurden schon immer mit verschiedenen Symbolen und Ritualen begangen. Auch wenn die Kirche es innerhalb einiger Jahrhunderte schaffte, Europa weitgehend zu christianisieren, so konnte sie den „Heiden“ ihre Bräuche und Sitten nicht austreiben. Also versahen sie die heidnischen Bräuche und Jahreskreistage mit christlichen Namen und integrierten sie im Kirchenjahr. So wurden schon in vorkeltischer Zeit grüne Radkreuze gebunden, um die Frühlingsgöttin zu begrüßen und sie damit um Segen und Schutz für Haus und Hof zu bitten. Heute noch werden im Allgäu Palmbuschen gebunden, meist aus immergrünen Zweigen wie Buchs, Eibe, Weidenkätzchen, Tanne, Fichte, Sadebaum und Buche. Am Palmsonntag werden die Buschen in der Kirche geweiht, um dann, als Symbol des Friedens, im Hergottswinkel bis zum nächsten Osterfest zu hängen. Als Symbol für Fruchtbarkeit bringt der Osterhase Eier. Und natürlich dürfen die Kräuter nicht fehlen, denen im Frühjahr besondere Heilkraft zugesprochen wird. So fand die „Grüne Neune“ als Gründonnerstagssuppe ihren Platz in der christlichen Karwoche.

Frohe Ostern